An seiner 122. Hauptversammlung verabschiedet der STV Marbach seinen Präsidenten Ernst Dietsche mit der höchsten Ehre aus dem Amt.

Erst einmal in seiner langen Geschichte wurde der Marbacher Turnverein während zwölf Jahren vom gleichen Präsidenten geführt: von Johann Kobelt, in den Jahren 1918 bis 1930. Seit dem Januar dieses Jahres zählt ein zweiter Präsident zu diesem sehr kleinen, sehr illustren Kreis. Ernst Dietsche führte den STV Marbach seit dem Jahr 2008 – und bis zur Hauptversammlung vor wenigen Tagen. Nun sind Kontinuität und Konstanz per se gute Zeichen, aber die Ära Dietsche brachte dem Verein mehr als nur Beständigkeit.

Ernst Dietsche übernahm den STV Marbach in einer turbulenten Zeit, in der etwa Leiter für die Jugendriegen fehlten und die Finanzen immer nur sehr knapp noch aufgingen. Dietsche verstand es, den Verein zu ordnen und die Kräfte seiner Mitglieder zu kanalisieren. Er kennt Führungsfunktionen aus seinem Berufsleben und von der Primarschulgemeinde, die er präsidiert. Aber er wusste immer, dass er im Verein, wo alle freiwillig arbeiten, mehr mit Wertschätzung und Vertrauen führen musste als mit engen Zielvorgaben. Dietsche konnte jedem Mitglied zu verstehen geben, dass gerade dessen Einsatz von unschätzbarem Wert sei. In seinem letzten Vorwort, das er für die Vereinszeitschrift «Weadergänta» schrieb, formulierte er es so: «Für mich steht jedes unserer Vereinsmitglieder für einen Ton in der STV-Marbach-Melodie.»

Um in diesem Bild zu bleiben: Zwölf Jahre lang stand mit Ernst Dietsche ein Dirigent vor dem Orchester, wie ihn sich jeder Verein nur wünschen kann. Er achtete darauf, dass sich die Melodie entwickelte und nicht zu einem ewigen Refrain wurde. Der STV Marbach entwickelte sich stark unter ihm. Die Grossfeldgymnastik mit ihrem Leiter Reto Ebneter gewann mehrfach die Schweizer Meisterschaften, so zum Beispiel im Jahr 2016 in Widnau, als der Verein den Anlass gleich auch selber organisierte. Die Finanzen sind heute tiefschwarz. Neue Riegen wie etwa die Geräteturnriege wurden gegründet, andere wie die Leichtathletikriege revitalisiert. Der Turnverein zählt heute 400 Mitglieder, jeder fünfte Einwohner von Marbach zählt sich dazu.

An der Hauptversammlung wurde Ernst Dietsche für all seine Verdienste und unter stehenden Ovationen zum neuen Ehrenmitglied des Vereins gewählt. In einer gereimten Laudatio betonten seine Kolleginnen und Kollegen im Vorstand: «Wir danken dir für deine Arbeit, dein Herzblut und deine guten Worte!»

Der Nachfolger von Ernst Dietsche wurde ebenfalls einstimmig gewählt: Der bisherige Vizepräsident und frühere Jugichef Stefan Jäggi soll den STV Marbach in die Zukunft führen. Er darf auf einen fast unveränderten Vorstand zählen – es gab es lediglich zwei weitere Wechsel: Auf die langjährige Oberturnerin Heidi Langenegger folgt Ramona Steiger, auf den langjährigen Kassier folgt Michaela Bucher.

Stefan Jäggi hat sich schon mit seiner bisherigen Arbeit grosse Verdienste um den Turnverein gesichert. Jetzt wechselt er innerhalb des Orchesters auf die Dirigentenposition. Ein gutes Omen begleitet ihn: Der STV Marbach ist zuletzt immer besonders gut gefahren mit Zuzügern im Präsidium: Ernst Dietsche stammt ursprünglich aus Kriessern, Stefan Jäggi aus dem Kanton Solothurn. (sta)

 

Bericht: Reto Ebneter